Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe,

Frühe Hilfen interdisziplinär gestalten. Zum Stand des Aufbaus Früher Hilfen in Deutschland

Cover: Frühe Hilfen interdisziplinär gestalten. Zum Stand des Aufbaus Früher Hil

Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 70, 2008, deutsch, 265 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2008

ISBN: 978-3-931418-77-9
Printausgabe vergriffen

Inhalt

"Die Angebote Früher Hilfen müssen in einem der nächsten Schritte in die Kommunen integriert werden. Jugend- und Gesundheitshilfe müssen miteinander vernetzt werden. Dabei ist das "Rad nicht neu zu erfinden", denn wir haben bereits gute Versorgungsstrukturen in Deutschland. In diese Strukturen sind die Angebote zu integrieren, so dass lokale Netzwerke entstehen, die für alle Familien passend sind und in denen auch das Thema "Kinderschutz" seinen Platz haben kann, jedoch als ein Baustein in einem breit gefächerten Angebot für alle Familien." (PD Dr. Ute Ziegenhain)

Anstatt noch mehr Policing und Kontrolle und Fehleranalysen - so wichtig das auch ist - muss man die Stärkung der Kompetenz und die Sensibilisierung der Menschen, die Zugang zu Familien in schwierigen Lebenslagen haben, dagegen setzen. Das heißt, wir wollen Menschen professionalisieren, die Bedeutung von Beziehungen und Beziehungsstörungen zwischen Menschen zu erkennen. Das verlangt viel mehr Kompetenz und Sicherheit im eigenen Handeln als der Umgang mit Risiko-Checklisten.(Prof. Dr. Ute Thyen)

Mir ist es wichtig darauf zu dringen, dass man die Begriffe "Frühe Hilfen" und "Kinderschutz" nicht synonym verwendet. Wenn wir über Frühe Hilfen sprechen und hinter jeder werdenden Mutter in einer sozial schwierigen Lage eine Täterin vermuten, werden wir Probleme haben, den Zugang zu erreichen. (…) Das Ziel muss im Sinne der Verantwortungsgemeinschaft sein, die Professionen, die mit den jungen Müttern zu tun haben, an einen Tisch zu bringen, so dass jeder weiß, welche Hilfesysteme es gibt, wie man Problemlagen erkennt, aber nicht um als primäres Ziel Kindestötungen zu verhindern, sondern diesen jungen Frauen eine Hilfestellung zu geben, mit ihrer schwierigen Lage umzugehen.(Verena Göppert)

"Die Jugendämter haben Erfahrungen mit passgenauen Hilfen. Wir sprechen davon, die Projekte im Zusammenspiel von Jugendhilfe und Gesundheitssystem in eine Regelstruktur zu überführen und eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Welche Bedeutung kommt dabei dem Jugendamt zu?"(Wulfhild Reich)

Die Fachtagung fand - so wie der Titel es verspricht - in Kooperation mit dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. statt.

Anliegen der Tagung war es, darüber zu diskutieren:

  • wie eine gute Kooperation von Pädiatrie und Jugendhilfe gelingen kann,
  • welche Wege es für eine bessere Vernetzung und den Aufbau lokaler Hilfestrukturen in Deutschland gibt und wie diese im Rahmen des SGB VIII umgesetzt werden können,
  • eine Zwischenbilanzierung der auf der ersten Tagung 2006 vorgestellten Projekte vorzunehmen
  • und das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) im Plenum mit seinem Arbeitsauftrag und seinen Angeboten für die Praxis und den aktuellen Problemfeldern vorzustellen.

Auf dieser Tagung waren alle drei Ebenen vertreten: Bund, Länder und Kommunen. Der Schwerpunkt lag klar auf kommunaler Ebene und hier auf der Frage der Vernetzung.

Aber auch der Aspekt der Wirksamkeit Früher Hilfen wurde für bestimmte Zielgruppen und bei der Vorstellung der Praxisprojekte mitdiskutiert und bereits evaluierte Praxis vorgestellt.

Wir hoffen, dass Ihnen diese Dokumentation hilft, eine eigene Standortbestimmung im Bereich der Frühen Hilfen vorzunehmen und wichtige Anregungen für die (Weiter)Entwicklung Ihrer Praxis vor Ort vermittelt.

Aus dem Inhalt

Durch Frühe Hilfen Kinder besser schützen: Eine gesellschaftliche, politische und fachliche Herausforderung

STAATSSEKRETÄR GERD HOOFE, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen im Rahmen des Aktionsprogramms der Bundesregierung

DR. MANUELA STÖTZEL, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin; DR. KARIN JURCZYK, Deutsches Jugendinstitut e.V., München; ECKHARD SCHROLL, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln

Der Untersuchungsbericht zu "Kevin" - Was können wir für die "Frühen Hilfen" daraus lernen?

PROF. DR. KLAUS WOLF, Universität Siegen

Kinderschutz bricht Datenschutz? Der rechtliche Rahmen für Kooperation

DR. THOMAS MEYSEN, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V., Heidelberg

Wie könnte ein Risikoinventar für Frühe Hilfen aussehen? Expertise für das Projekt "Guter Start ins Kinderleben"

DR. HEINZ KINDLER, Deutsches Jugendinstitut e.V., München

Zwischenbilanz der drei Praxisprojekte, die sich im Jahr 2006 vorgestellt haben:

  • Das Niederlausitzer Netzwerk Gesunde Kinder

    HENDRIK KARPINSKI, Kinderklinik Niederlausitz, Spremberg
  • Lernende (Kooperations-)Systeme: Das Präventionsprojekt -Zukunft für Kinder in Düsseldorf

    PETER LUKASCZYK, Jugendamt Düsseldorf
  • Pro Kind - Wir begleiten junge Familien

    KRISTIN ADAMASZEK, Pro Kind Bremen; JUN.-PROF. DR. TANJA JUNGMANN, Leibniz Universität Hannover

Vorstellung aller durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen begleiteten Modellprojekte

  • Empirisch gestützte Weiterentwicklung Früher Hilfen: Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten und vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen begleiteten Modellprojekte in den Neuen Bundesländern

    ALEXANDRA SANN, Deutsches Jugendinstitut e.V., Nationales Zentrum Frühe Hilfen, München
  • Frühe Hilfen für Eltern und Kinder (Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein)

    ANKE BERKEMEYER, Projekt "Kinderschutz durch Prävention", Jugendamt Bielefeld, PROF. DR. HOLGER ZIEGLER, Universität Bielefeld
  • Keiner fällt durchs Netz (Hessen und Saarland)

    DR. MED. LIESELOTTE SIMON-STOLZ, Gesundheitsamt Neunkirchen und Saarpfalz-Kreis; PROF. DR. MANFRED CIERPKA, ANDREAS EICKHORST, Universitätsklinikum Heidelberg
  • Guter Start ins Kinderleben (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Thüringen)

    PD DR. UTE ZIEGENHAIN, Universitätsklinikum Ulm; DIETER FISCHER, Modellstandort Ostalbkreis; JÜRGEN MAY, Modellstandort Ludwigshafen;
  • Familienhebammen: Frühe Unterstützung - frühe Stärkung? (Niedersachsen)

    SIGRID HUS-HALSTENBERG, Praxisprojekt Familienhebammen im Landkreis Osnabrück; KATJA MAKOWSKY, Forschungsschwerpunkt Maternal Health, Universität Osnabrück
  • FrühStart (Sachsen-Anhalt)

    MANUELA NITSCHKE, Landeshebammenverband Sachsen-Anhalt e.V., Halle, GERTRUD M. AYERLE, Universität Halle-Wittenberg
  • Wie Elternschaft gelingt (Brandenburg und Hamburg)

    BÄRBEL DERKSEN, Fachhochschule Potsdam, Familienzentrum; PROF. DR. GERHARD SUESS, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg; AGNES MALI, WiEge Hamburg
  • Netzwerk Kinderschutz- Evaluation und Coaching zum sozialen Frühwarnsystem (Berlin)

    JENS-UWE SCHARF, SUSEN MOLTER, Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.; PROF. DR. JÜRGEN GRIES, ISIS Berlin e.V.
  • Chancen für Kinder psychisch kranker und/oder suchtbelasteter Eltern (Mecklenburg-Vorpommern)

    PROF. DR. HARALD FREYBERGER, Universität Greifswald

Wirksamkeit Früher Hilfen - Abschlussdiskussion

Literaturhinweise

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